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Tipitapa en las Zonas Francas

Bilder, Geschichten, Fakten und Träume aus dem Nicaragua der Sonderwirtschaftszonen

Die Hälfte der Bevölkerung Nicaraguas lebt in Armut, von weniger als einem Dollar täglich. Von den ökonomisch aktiven Einwohner/innen ist ein Viertel arbeitslos. Ein Drittel des nicaraguanischen Staatshaushaltes stammt aus internationaler Hilfe. Ein Drittel des Bruttoinlandsproduktes bilden Öberweisungen von Nicaraguaner/innen im Ausland nach Hause. Um Arbeitsplätze zu schaffen und um der Wirtschaft neue Impulse zu geben, fördert Nicaragua seit Anfang der neunziger Jahre die Ansiedlung von Betrieben in Zonas Francas, Sonderwirtschaftszonen, in denen weitgehende Steuerbefreiungen gelten. Drei Viertel der Betriebe in Zonas Francas gehören der textilverarbeitenden Industrie an. Sie sind meist asiatischen Kapitals und nutzen die freien Exportquoten Nicaraguas in die USA.

Die Zonas Francas bringen zwar wichtige Arbeitsplätze, die gesetzlichen Mindestlöhne sind aber im Vergleich zu den Lebenserhaltungskosten zu niedrig. Gleichzeitig beträgt zum Beispiel bei Markenprodukten der Lohnkostenanteil oftmals nur ein Prozent des Endverkaufspreises. In einer alarmierenden Anzahl von Betrieben in Zonas Francas herrschen menschenunwürdige Arbeitsverhältnisse: ohnehin geringe hygienische und sicherheitstechnische Auflagen werden nicht erfüllt, Mindestlöhne werden nicht eingehalten, Kündigungen werden aufgrund von Schwangerschaft oder Krankheit ausgesprochen und gewerkschaftliche Organisationen werden unterdrückt.

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht das Leben und die Arbeit von fünf Familien in Tipitapa, einer Stadt Nicaraguas, deren Wirtschaft sich entscheidend auf vier in ihrer näheren Umgebung liegenden Zonas Francas stützt. In Bild, Text und Ton werden ihre Leben und damit die Realität vieler Familien in Nicaragua gezeigt. Statistiken ordnen die spezifischen, persönlichen Geschichten in ihren größeren sozialen und wirtschaftlichen Kontext ein.

Zonas Francas – eine Chance für den Aufschwung oder nur eine Form der Ausbeutung billiger Arbeitskraft?

“Wir arbeiten in der Zona Franca, weil es keine andere Arbeit gibt, nur die Zona Franca. Die Bezahlung ist sehr schlecht, aber bevor wir gar nichts arbeiten, arbeiten wir lieber dort.” meint die Arbeiterin Sandra in einem Interview, das in der Ausstellung zu hören ist.

Nicht nur in Nicaragua, sondern in vielen wirtschaftlich schwachen Ländern werden Arbeitslosigkeit und geringe Lohnniveaus unter Genuß steuerlicher Begünstigungen ausgenutzt. Von den verantwortlichen Politiker/innen und Unternehmer/innen wird dies immer wieder als ein entscheidender Schritt auf dem Weg aus Elend und Armut verteidigt.

Aber wenn die Unternehmen der Zonas Francas ihren Arbeiter/innen eine reale Chance zur Verbesserung geben wollen, dann müssen Arbeitsbedingungen menschenwürdig werden und die Bezahlung mehr als nur das nackte Öberleben sichern. Wenn die Löhne in Zonas Francas ermöglichten, dass die Kinder der Arbeiterinnen und Arbeiter eine bessere Ausbildung bekämen, wenn ihre Steuern eine Verbesserung von Straßen, Schulen, Krankenhäusern und anderen gemeinschaftlichen Einrichtungen zuließen, dann könnten Zonas Francas das sein, was sie immer wieder versprechen zu sein: ein Motor für eine bessere Zukunft.

Weitere Informationen zur Wanderausstellung und eine Online-Version finden Sie unter www.tipitapa-zonasfrancas.info